Samstag, 24. Januar 2009
 
Gedenkdienst fordert Abberufung Unterbergers PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Verein Gedenkdienst   
Donnerstag, 1. Februar 2007

Der Verein Gedenkdienst, der jedes Jahr 20 österreichische Zivilersatzdienstleistende an ausländische Holocaustgedenkstätten entsendet, hat sich der Forderung nach Abberufung des Chefredakteurs der Wiener Zeitung, Andreas Unterberger, angeschlossen. Wir dokumentieren die jüngst dazu veröffentlichte Erklärung des Vereins.

Die Tatsache, dass die regierungsamtliche Wiener Zeitung dem Neonazi-Verteidiger Herbert Schaller Platz für seine Angriffe auf die österreichische Verfassung und einen gewählten Mandatar einräumte (http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2007_01/schaller.html),
hat erwartungsgemäß für Begeisterungsstürme in der Neonaziszene gesorgt. Tatsächlich stellt dies eine neue Qualität in der Normalisierung von Rechtsextremismus und Antisemitismus dar.

Der flüchtige Neonazi Gerd Honsik, der dem Kampf seines Kameraden Schaller gegen die historische Wahrheit gar ein eigenes Buch gewidmet hat ("Sein letzter Fall. Dr. Schaller für Honsik gegen Wiesenthal"), beklagt sich in einer Aussendung über die Reaktionen auf diesen Skandal. Die Wiener Zeitung, so Honsik, werde "von dem österreichischen Judenführer Ariel Muzicant angegriffen". Dieser würde sich sogar erdreisten, "die Entlassung des Chefredakteurs Andreas Unterberger" zu verlangen. Unterberger selbst berief sich in seiner Reaktion auf die Kritik am Tabubruch auf die "Meinungsfreiheit" und bestätigte damit den Verdacht, dass der Abdruck des Schaller-Gastkommentars kein Betriebsunfall war.


Der Verein Gedenkdienst hat sich am 25. 1. der Forderung nach Abberufung des Wiener Zeitung-Chefredakteurs Andreas Unterberger angeschlossen:

Der Verein Gedenkdienst entsendet jedes Jahr 20 österreichische Zivilersatzdienst-
leistende an ausländische Holocaustgedenkstätten. Die jungen Österreicher arbeiten vor Ort in Archiven, betreuen Holocaust-Überlebende und sind in der Bildungsarbeit tätig. Damit wollen sie ein Zeichen gegen den Konsens des Schweigens setzen, der die österreichische Mitverantwortung an den Verbrechen des NS-Regimes nach 1945 im Gedächtnis ungeschehen machen wollte. Viele der Gedenkdienstleistenden sind an ihren Einsatzstellen mit österreichischen Überlebenden konfrontiert, die trotz der traumatischen
Erfahrungen mit ihrer alten Heimat bis heute eng verbunden sind. "Von London bis Jerusalem ist die Frage der Überlebenden, wenn jemand von uns seinen Dienst antritt, ganz oft die Gleiche: 'Wie ist es daheim?'", erzählt Gedenkdienst-Obmann Florian Wenninger. Gemeint sei damit die Situation von Juden und Jüdinnen in Österreich. Der Schock, den der aufgehetzte Mob nach dem Anschluss im März 1938 in diesen Menschen ausgelöst hat, wirke eben bis heute nach.

Seit dem Artikel des prominenten rechtsradikalen Advokaten Herbert Schaller in der republikseigenen "Wiener Zeitung" erreichen den Gedenkdienst dutzende Anfragen von Überlebenden. "Was sollen wir beispielsweise einer Frau sagen, die zwei Kinder in Auschwitz verloren hat und uns fassungslos fragt, wieso mit Schaller ausgerechnet ein Teilnehmer der berüchtigten Teheraner Holocaust-Konferenz in einer Zeitung der Republik den Straferlass für den Revisionisten David Irving kommentiert?", so Wenninger. "Von den Ausfällen Schallers gegen Befürworter des Verbotsgesetzes wie Hannes Jarolim gar nicht zu reden."

Nun sei rasches und konsequentes Handeln seitens der Republik gefragt. Der Gedenkdienst unterstützt vollinhaltlich die Forderung nach Abberufung des verantwortlichen Chefredakteurs Andreas Unterberger. Es sei nun an der Zeit, antifaschistische Gesinnung nicht nur in salbungsvollen Sonntagsreden, sondern auch durch konkrete Taten unter Beweis zu stellen: Jene, die zwar alljährlich auf Gedenkfeiern aufträten, aber in einer solchen Situation abwiegelten oder schwiegen, müssten sich mit Recht Heuchler nennen lassen, schloss Wenninger.


FPÖ-MdEP Andreas Mölzer hat am 31. 1. in einer APA-OTS auf die Kritik des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Dr. Ariel Muzicant, an der rechtsextremen Fraktionsbildung im Europäischen Parlament reagiert. Karl Pfeifer hat darüber eine treffende Kolumne verfasst:
http://www.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=33&Param_RB=45&Param_Red=7295

< zurück   weiter >